Wir planen eine Durchquerung von Island vom nördlichsten zum südlichsten Punkt. Zu Fuß und ohne externe Unterstützung. Das heißt wir werden alles, was wir für die Tour brauchen, mit uns tragen. Es wird also auch nirgends Essen hinterlegt sein, welches wir auf dem Weg aufsammeln. Als Zusatz werden wir eine mobile Wind /Wasser Turbine mit uns tragen, die all unsere elektrischen Geräte unterwegs mit Energie versorgen soll. Die Energie wird dabei aus einem der unzähligen Wasserläufe auf dem Weg oder dem isländischen Wind kommen.
Unsere Tour startet in Rifstangi, verläuft vorbei an Askja durch die Sprengisandur, östlich des Mýrdasjökull nach Süden und endet bei Kötlutangi in der Nähe von Arnardrangur.
Die mögliche Zeitspanne ist sehr begrenzt. Der Sommer ist kurz und um die Vorteile des milden Wetters ausnutzen zu können, muss man zwischen Juni und September laufen. Wegen unseren persönlichen Zeitplänen und mit der Hoffnung, dass ein milder Sommer uns gute Bedingungen für die Begehung des Hochlands beschert, werden wir Anfang August starten.
Das isländische Hochland ist ein besonderer Ort. Beschrieben wird damit der innere Teil des Landes, welcher über etwa 500m ü.M. liegt. Das Hochland gestaltet sich als eher lebensfeindlich, weshalb jegliche Siedlungen auf Island in Küstennähe liegen. Die wenigen Spuren von Menschen beschränken sich auf Wasserkraftwerke am Rande des Hochlands und ein paar wenige Schotterpisten hindurchquerend.
Sprengisandur beschreibt eine zentral gelegene Ebene im Hochland zwischen dem Mýrdalsjökull und dem Vatnajökull, die auf etwa 700-800 m über dem Meeresspiegel liegt. Die einzige Piste, die diese Ebene durchquert und schon seit der frühesten Besiedlung genutzt wurde, ist die Sprengisandsleið. Schon früher wurde dieser Pfad zu Pferd benutzt, war aber schon immer wegen der Wetterumschwünge und Trockenheit gefürchtet. Nicht zuletzt wegen der vielen Mythen und Sagen, die sich um sie ranken.
Sprengisandur ist praktisch eine schwarze Steinwüste, in der kaum Vegetation und stellenweise auch wenig Wasser vorzufinden ist. Durch die Weite und die geringe Rauigkeit der Oberfläche bietet sie dem Wind bisweilen wenig Widerstand und dem Menschen wenig Schutz gegen die dadurch resultierenden starken Winde.
Zahlreiche Flüsse müssen überquert werden, das weiße sedimentreiche Wasser kommt meist direkt vom Gletscher und hat je nach Entfernung vom Gletscher Temperaturen von knapp über 0°C. Das macht einige Flüsse zu einem unüberwindbaren Hindernis, weshalb die Planung der Route stark vom Verlauf von Flüssen abhängt und sich an diesen orientieren muss.
Die Nordküste Islands grenzt direkt an den arktischen Ozean und verfehlt denkbar knapp mit 2,5 km den Polarkreis. Im hohen Norden Islands wird uns an der
flachen Küste noch saft grüne Vegetation erwarten, was sich dann aber schnell im Landesinneren ändern wird. Die Südküste dagegen ist von weiten Flussläufen durchzogen, die sich ihren Weg in
Richtung Meer bahnen. Die Flussläufe sind aber keineswegs von satten Grün geprägt, sondern vielmehr von schwarzem Sand und Schwemmmaterial.