Energieversorgungs-Tacheles

So, nun endlich zu einem unserer Kernthemen unserer Durchquerung: die Energieversorgung unserer elektrischen Geräte.

Die wollten wir ja eigentlich mit den kleinen tragbaren Turbinen stemmen, mit denen wir uns im Vorfeld lange beschäftigt hatten: der Waterlily und dem Enomad. In unseren vorbereitenden Tests mit den beiden Geräten hatte sich schon gezeigt, dass das Ganze nicht so einfach werden würde, wie wir uns das vorgestellt haben. Ein optimales Gewässer für die Turbinen zu finden war ziemlich schwierig und auch die elektrische Leistung war geringer als erwartet. Dennoch waren es die vielversprechendsten Geräte, die wir finden konnten und wollten sie daher nicht so einfach aufgeben.

 

Waterlily:

Die Turbine, die aus Wind und Wasser Strom erzeugen sollte, war mit ihren 1,3 kg doch etwas schwer für unsere Zwecke der Islanddurchquerung, bei der wir auf jedes Gramm achten mussten. Außerdem stellten wir schnell fest, dass für wenige Watt erhebliche Strömungsgeschwindigkeiten nötig waren, um überhaupt einen Leistungsoutput zu bekommen, welche die meisten Bäche und Flüsse schlichtweg nicht liefern können. Gekoppelt mit der großen Querschnittsfläche ist ein enormer Volumenstrom durch die Turbine nötig, den ein kleiner Bach nicht liefern kann. In einem großen Fluss, der beides liefern könnte, müsste man sich zur Platzierung und Aufhängung schon in gefährliche Strömungen begeben. Dies kommt in Gletscherflüssen (allein schon wegen der ungewollten Abkühlung) eher weniger in Frage. In unseren Tests hat die Waterlily an der Murg ihr “bestes Ergebnis” geliefert: über Nacht hat sie gerade einmal 1000mAh in 10 Stunden in eine angeschlossene Powerbank gepumpt. Genug um etwa einen halben Smartphone-Akku aufzuladen.

Für die Stromproduktion mit Wind scheint die Waterlily gänzlich ungeeignet zu sein. Da sich auf unseren Testtouren keine windige Gelegenheit bot, die Islandbedingungen simulierte, haben wir die Waterlily im Windkanal unter optimal Bedingungen getestet. Die elektrische Leistung ging dabei leider gegen Null.

 

Enomad:

Die Schwächen der Waterlily sind die Stärken des Enomads… und umgekehrt. Die 700g, das kleinere, handlichere Packmaß und der integrierte Akku machen den Enomad gegenüber der Waterlily attraktiv. Der Enomad benötigt (und toleriert) geringere Strömungsgeschwindigkeiten für die annähernd gleiche Leistung verglichen mit der Waterlily.

Wir wollten natürlich das Maximum herauskitzeln und haben den Enomad in der Murg überfordert und so die Mechanik kaputt gemacht. Der Enomad ist also weniger robust und anfälliger für Schäden als die Waterlily, die wir selbst in den schnellsten Flüssen nicht kaputt gekriegt haben.

Nach einer eigenhändigen Reparatur des Enomads testeten wir beide Turbinen in ein und derselben Nacht im Murgtal. Der Enomad war dabei etwas langsamerem Wasser ausgesetzt als die Waterlily. Dabei erbrachten beide in 10 Stunden etwa die gleiche Leistung: 1000mAh (siehe nachfolgende Bilder).

Das war dann der Grund, warum wir uns entschieden haben nur den Enomad mit nach Island zu nehmen. Dabei nahmen wir für weniger Gewicht, kleineres Packmaß und etwa gleiche Leistungsfähigkeit die höhere Anfälligkeit in Kauf. Der integrierte Akku machte uns nur hinsichtlich der geringen Temperaturen der Flüsse sorgen. Vielleicht würde er in 0-2°C kaltem Wasser noch weniger laden?!

Freundlicherweise war die Firma Enomad sehr kooperativ, als sie von unserem kaputten Enomad hörten und wir bekamen kurz vor unserer Durchquerung noch einen zweiten, neuen und verbesserten Enomad zugeschickt. Dieser traf kurz vor unserer Abreise ein - ohne Zeit für einen Test - und so packten wir ihn leider ungetestet ein… eigentlich ein absolutes no-go, doch wir taten es!

 

Während der Tour hatten wir wie erwartet nur wenige geeignete Fließgewässer. Die meisten Bäche waren zu klein, um den Enomad vollständig einzutauchen. Nur drei Flüsse waren klare, schnelle Gewässer, gut geeignet und vielversprechend.

Schon beim ersten Test bekamen wir die Rechnung dafür, ein ungetestetes Gerät mitgenommen zu haben: der neue Enomad schien ein technisches Problem zu haben. Das unregelmäßige, teilweise aussetzende Blinken am Akku gab uns Rückmeldung, dass irgendetwas nicht stimmte und es irgendeinen Wackelkontakt zu geben schien, den wir aber nicht ausfindig machen konnten. Es war als würde Blinken des Akkus den optimalen Wassergeschwindigkeitsbereich angezeigen, welcher aber unmöglich zu treffen war. Da wir aber nicht genau wussten, ob der Akku nicht trotzdem lädt, probierten wir es noch einige Male erfolglos und frustrierend weiter.

Zusätzlich zeigte sich in den größeren Gletscherflüssen - meist eiskalt, trüb und sedimentreich - dass der Enomad nicht mit dem im Wasser transportierten Sand zurecht kam. In Windeseile war er so zugesetzt, dass er blockierte und nicht mehr drehte. Für solche Gewässer ist der Enomad - aber wohl auch andere Turbinen - ungeeignet.

 

Nachfolgend gibts ein paar Bilder vom Enomad im Einsatz und zwar auf Island:

Fazit:

Der technische Defekt des Enomads haben ihn leider unbrauchbar gemacht. Auf der anderen Seite hätte der Sand aber wohl auch der robusteren Waterlily schnell zugesetzt. In den drei klaren Flüssen hätte ein funktionierender Enomad sicherlich Strom erzeugen können.

Als Backup-Stromversorgung hatten wir eine Photovoltaikzelle dabei, auf die einfach Verlass war. An sonnigen Morgen hat sie während wir gefrühstückt und unser Lager abgebaut haben unsere Akkus geladen und auch so manche sonnige Mittagspause wurde aufgrund dessen etwas ausgedehnter. Das war durchaus nicht schlimm, aber eine funktionierende Turbine hätte einfach über Nacht die Geräte aufgeladen. Bei mittaglichem Sonnenschein hat die Photovoltaikzelle (Gewicht vergleichbar mit dem des Enomads) locker 10W geliefert. Wenn das Wetter schlechter gewesen wäre, hätten wir eben etwas besser mit den Akkus haushalten müssen.

Trotz unserer unglücklichen Erfahrungen sind wir weiterhin von der Idee begeistert, dass wir uns auf zukünftigen Touren auf Wasserkraft verlassen können. Unsere Einschätzung ist, dass es noch ein wenig Entwicklung braucht (Waterlily hat mittlerweile eine 12V Version, die vielversprechender aussieht), um diese kleinen Kraftwerke robuster und leistungsfähiger zu machen. Hiermit ein Dankeschön an Waterlily und Enomad, die uns ihre Turbinen zur Verfügung gestellt haben. Beide waren sehr kooperativ und motiviert, uns auf unserem Trip zu unterstützen. Wir werden weiterhin gespannt die Entwicklung der beiden Turbinen verfolgen.

Und mal sehen, vielleicht läuft ja in ein paar Jahren ein Team wirklich nur mithilfe von Wind- oder Wasserkraft durch Island. Wir fänden das auf jeden Fall super cool.

 

Eure Mission Iceland Crew

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